Türchen 24 von Mamsell Wunderbar |
Wie versprochen gibt es von mir eine kleine Geschichte zum HeiligAbend, die das Warten aufs Christkind ein bisschen versüßen soll. Ich hoffe, sie gefällt euch.
Und so, wie es versprochen war, will ich euch heute die Geschichte von
der kleinen Maria erzählen, dem kleinen Mädchen, was ein Licht anzündete
und viele Herzen hierdurch erhellen konnte.
Willkommen im WunderWald
:o)
Es ging des Nachts, vor langer, langer Zeit, als die Welt noch jung war und als die Märchen noch wahr waren, ein Kindlein durch den WunderWald.
Das Kindchen war so jung, wie die Nacht finster war. Der gute Mond
schien durch die schwarzen Tannen und das Kind war 8 Jahre alt und hieß
Maria und wenn man diesen Namen trägt, dann braucht man sich vor nichts
zu fürchten, das wusste schon der Pfarrer in der Kirche zu erzählen und
deshalb war es wahr.
Es war der Tag vor dem Heiligen Abend, der 23. Dezember also, und das
Mädchen Maria trug ein Körbchen mit sich, in dem Gebäck und Kerzen
gewesen waren, die Maria ihrer Großmutter gebracht hatte, damit sie es
hell und lecker hätte, an diesem Abend. Die Großmutter, die in ihrem
Häuschen in Mitten des WunderWaldes und etwas abseits vom Dorf lebte,
war eine ganz wunderbare alte Dame, die viele Geschichten zu erzählen
wusste und so kam es, dass es an diesem Tag, an dem es so überaus früh
bereits dunkel geworden war, das Mädchen Maria den Rückweg durch den
WunderWald antrat, währen die Nacht schon in ihren Wolkenpantoffeln
steckte.
Die Sterne funkelten am Himmel und der Mond ließ die Schatten tanzen.
Maria betrachtete die kleinen, weißen Dampfwölkchen, die ihr warmer Atem
machte und fühlte sich warm und zufrieden.
Da kam sie an eine Lichtung, an der ein Hirte bei seiner Schafsherde
wachte. In einen dicken Pelz gehüllt saß er unter einem Verschlag. Sein
Feuer war fast erloschen und glomm nur noch schwach in der kalten Nacht.
"Wie dunkel es hier ist", sagte Maria zu ihrem Engel, der sie immer begleitete.
Du musst es nicht weiter ungewöhnlich finden, dass Maria diesen Engel
hatte oder dass sie gar mit ihm sprach, denn jeder Mensch auf dieser
Welt hat seinen Engel, der ihn begleitet. Nur wissen das die wenigsten
Menschen. Die meisten Menschen haben ihren Engel irgendwann mit der Zeit
leider vergessen.
Maria jedoch wusste sehr gut um ihren Engel und so begann sie ihre Unterhaltung über die Dunkelheit. "So hell die Sterne leuchten, so wenig kann man hier unten sehen.", sagte sie. "Es ist gar nicht verwunderlich, dass die Hirten damals in DER HEILIGEN NACHT den Stern zu Betlehem so gut sehen konnten." Da nickte der Engel.
Der Schäfer schien bereits zu schlafen und so ging Maria sehr leise
weiter ihren Weg durch die Tannen. Sie kam zu der großen Eiche, in der
die Eichhörnchen so gerne spielten und blickte hinauf in den Himmel.
Auch hier war große Dunkelheit, doch ein paar Sternchen schien es gut zu
gefallen über die kahlen Äste des Baumes zu springen und dies sah sehr
schön aus.
Maria blickte weiter zu den Häusern hinüber, doch dort tanzten keine
Sternlein. Nur schwaches Licht glomm durch die verriegelten Fensterläden
und auch nur aus manchen Schornsteinen quoll noch Rauch, der auf ein
warmes Feuer hätte schließen lassen. Das Haus der alten Schneiderin lag
gar gänzlich im Finsteren und so war Maria sehr überrascht, als die alte
Frau, die außer ihrem Engel niemanden mehr hatte auf dieser Welt, sie
aus der Dunkelheit ansprach.
"Da gehst du durch die Dunkelheit, kleine Maria und strahlst wie ein heller Stern.", sagte sie mit warmer Stimme. "Eile dich nach Hause, deine Eltern werden dich schon erwarten!"
Maria wusste, dass dies stimmen würde, doch wollte sie noch gern von
der Schneiderin wissen, warum es so dunkel um sie wäre, wo doch die alte
Eiche gleich nebenan nur so funkelte, vor lauter Sternchen. "Ach Kind", sagte da die Schneiderin. "Einst
habe ich geleuchtet, so wie du mit deinem guten Herz, doch dann ist mir
das Leben geschehen und nun ist es dunkel um mich geworden. Wie
glücklich kann ich mit der Gewissheit sein, dass morgen die Sonne ein
neues Licht um mich aufgehen lassen wird". Was die alte
Schneiderin da sagte, konnte das Mädchen nicht so recht verstehen, doch
sie nickte artig, wünschte noch eine gute Nacht und ging weiter ihres
Weges.
Auch am Haus des Krämers, der ein rechter Geizkragen war und keine
Freunde hatte, kam das Mädchen vorbei und ebenso wie beim Schmied und
beim Bäcker, war wenig Freude zu spüren und kein Licht zu entdecken. "Engel? Bist du bei mir?",
fragte Maria und hörte erneut den Engel nicken, denn wenn ein Engel
antwortet, dann kann man dies hören, selbst, wenn er dabei nicht
spricht.
Recht froh war das Kind, als es später bei den Eltern im warmen Bettchen
lag und lange war es noch wach und fragte sich, warum so manchen Leuten
im Dorf das Licht verloren gegangen war.
Als am nächsten Morgen der Duft von Vaters Räucherwerk durchs Haus zog,
da wusste Maria, dass der Heilige Abend gekommen war. Noch mit nackten
Füßen und im weißen Leibchen lief sie über die kalten Dielen in die
Küche, wo Mutter das Frühstück richtete. Es roch nach Tanne und nach
Äpfeln und man konnte Marias Herzchen schlagen hören, wie das
Glockenspiel in der Kirche. "Sag Mutter, ich will etwas Gutes tun! Darf ich etwas aus der Kammer nehmen? Es wird gewiss genug für uns bleiben! Bitte!"
Da lächelte die Mutter, denn wenn ein Kind etwas Gutes tun will, dann
freut das die Mutter aufs Allerhöchste und wenn die Mutter klug ist,
fragt sie gar nicht erst weiter nach, sondern lächelt und nickt und das
tat Marias Mutter nun einmal. Und so kam es, dass Zustimmung und
Frühstück eingenommen wurden und Maria den Rest des ganzen, langen Tages
in der Speisekammer saß und etwas wirklich Schönes vorbereitete.
Einmal trat der gute Geist des Hauses aus seiner streng geheimen Tür
hinter dem Stroh, doch Maria hatte keine Zeit für ein Schwätzchen und so
blieb ihm nichts anderes übrig, als - mit einem Weihnachtsplätzchen
beladen - wieder in sein Heim unter dem ErdBoden zurück zu kehren.
Als Maria endlich fertig war, lief sie noch rasch mit dem Vater in den
Garten, die WeihnachtsGarbe für die Spatzen aufzustellen, wie sie es
jedes Jahr taten. Doch dann zog das Mädchen Maria wieder ihren warmen
Mantel an und nahm ihr Körbchen an den Arm und den Engel an die Hand und
lief in die beginnende Abenddämmerung hinein.
Zuerst klopfte sie beim Bäcker an, denn sein Haus lag am Nächsten.
Mürrisch öffnete der Mann seine Tür und wollte gleich schon
losschimpfen, dass Brot und Brötchen ausverkauft seien, da reichte Maria
ihm die Hand entgegen. "Ich will gar nicht lang stören, Herr Bäcker", sagte sie. "Ich schenk Ihnen nur dieses Lichtlein her, mehr will ich nicht".
In ihrer Hand lag ein kleiner Apfel und in eben diesen hatte Maria ein
kleines Loch gebohrt und ein Kerzlein hineingesteckt, welches sie jetzt
vorsichtig entzündete.
Erstaunt sah ihr der Bäcker hinterher, als sie die Straße entlang lief.
Erstaunt besah er sich sein Licht in der Hand. Ein warmes, schönes
Licht. Ganz klein war es und dennoch entzündete es einen Funken in
seinem Herzen.
Er stellte das Licht auf sein Fensterbrett, denn er wollte dieses
Lichtlein teilen. Wenn Maria zurück käme, sollte es ihren Weg erhellen.
Nachdenklich blickte er die Straße hinunter und sah, dass auch an der
Tür des Krämers und des Schmiedes kleine Apfellichter standen und bei
der Schneiderin, da wurde gerade eines vor die Tür gestellt. Lauter
kleine Lichter erstrahlten in der Dunkelheit und die kalte, verlassene
Straße, war auf einmal viel freundlicher und heller, als es sonst der
Fall war. Entschieden stieß der Bäcker seine Fensterläden auf und ging
ins Haus zurück.
Als Maria durch die Straßen zurück nach Hause eilte, da freute sie sich. Vor den Häusern erstrahlten allüberall kleine Lichtlein und die Sternchen waren von der alten Eiche ins Dorf hinein getanzt. Aus manchen Türen schauten Englein heraus. Mit verwunderten Blicken verfolgten sie die kleine Maria, der gelungen war, was ihnen nicht so recht gelingen wollte. Sie hatte ein neues Licht in die Herzen der Menschen getragen. Das Feuer, welches erlöschen wollte, hatte sie neu entfacht und so herrschte emsige Betriebsamkeit hinter den Türen, wie der WunderWald sie lange nicht gesehen hatte.
***
Die Mutter wollte gerade das Glöcklein läuten - denn das Christkind
hatte seine Gaben unter den Baum gelegt - da klingelte es plötzlich an
der Tür. Maria war rechtschaffen erschöpft von ihrem Tag, doch sie war
ein braves Mädchen und so öffnete sie die Tür.
Draußen stand der Bäcker.
"Was ist denn bloß geschehen?", fragte die Mutter, die gleich eine kleine Sorge hatte und sagte außerdem: "Sie hat es bestimmt nicht mit Absicht gemacht, Herr Bäcker".
"Ich hoffe doch, dass es Absicht war",
sagte da der Bäcker, lächelte, wie er es seit Jahren nicht getan hatte,
und holte eine Tüte feinster Weihnachtsplätzchen hervor. "Ihre Tochter ist wirklich ein gutes Mädchen", sagte er "ich möchte Ihnen ebenfalls eine Freude bereiten".
Doch noch bevor die Mutter ihn herein bitten konnte, stand da plötzlich
der Schmied an der Tür und dann die Schneiderin und auch der Krämer und
jeder einzelne hatte eine kleine Gabe für Maria und ihre Familie dabei,
denn jedem, dem Gutes wiederfährt, wohnt auch der Wunsch inne,
seinerseits etwas Gutes zu tun.
Vater und Mutter waren rechtschaffen verdutzt, das Glöckchen vom
Christkind wurde fast vergessen und nicht einmal für ihr Geschenk unter
dem Tannenbaum hatte Maria Augen, denn als endlich alle in der guten
Stube standen, da läutete es erneut an der Tür und draußen stand die
Großmutter, die gleich den Schäfer mitgebracht hatte. In seinem Arm lag
ein kleines Lämmchen, was zur falschen Jahreszeit geboren und viel zu
klein war, um alleine bei der Herde vor der Tür zu bleiben.
Ja, genau - VOR DER TÜR! Denn kein Hirte lässt seine Herde alleine und
so brachte der dankbare Schäfer seine Schäflein gleich mit, die sich im
Garten von Nummer 1 unter den Apfelbäumen drängten.
Und so kam es, dass wohl das außergewöhnlichste Weihnachtsfest gefeiert
wurde, was der WunderWald jemals gesehen hatte. Das ganze Dorf wurde von
lauter kleinen Apfellichtern erhellt, doch die Menschen befanden sich
allesamt in der guten Stube von Hausnummer 1.
Jeder hatte etwas mitgebracht und so wurden alle satt und konnten ihren
Durst löschen. Der Bäcker entpuppte sich als begnadeter Sänger und der
Schäfer hatte seine Klampfe dabei. Es war warm, wohlig und schön. Manche
sangen, andere, die seit Jahren nicht mehr miteinander gesprochen
hatten, unterhielten sich, denn sie hatten sich viel zu erzählen. Das
Lämmlein hatte sich mit Maria vor das Feuer gekuschelt und in Marias
Armen lag die wunderbarste Puppe, die sie jemals gesehen hatte.
Sie war weich und schön und auf ihrem Kleidchen war ein kleiner Stern,
der fast so aussah, als würde er die Lichter der ganzen Welt in sich
tragen.
Ende
***
Wer Marias kleine Apfellichter - oder auch nur Eines davon - nachbasteln möchte...
...vielleicht für den Nachbarn, der ganz alleine ist...
...für den Postboten, der gleich bestimmt noch vor der Türe steht...
...für die Oma, die nach der Bescherung gleich wieder heim fährt...
...für einen der vielen Menschen, die heute Abend noch eine kleine Freude gebrauchen können...
...
...der hat gewiss alles daheim für ein kleines, neues Licht im Herzen...
Schau nur her:
Maria hat mit einem Kernausstecher ein kleines Loch in den Apfel gebohrt
(das geht, wenn man sehr vorsichtig ist, auch mit einem
Küchenmesserchen), dann eine BaumKerze mit etwas KüchenKrepp unten
umwickelt und sie in den Apfel gesteckt.
Und weil ich ganz schön viel Glück habe und die kleine Maria meine
Nachbarin ist, steht auch in meinem Kämmerlein eines dieser Apfellichter
und macht die Dunkelheit ein wenig heller.
Und ich denke, wenn nur die Hälfte der Leute, die hier täglich bei mir
hinein lesen, ein kleines Lichtlein weiter verschenken mögen - an
jemanden, der gar nicht damit rechnet - dann haben wir die Welt ein
wenig heller gemacht. :o)
Habt einen wunderschönen Tag heute